Ortsgeschichte

Der Ort Bechstedtstraß

Wie Bodenfunde ca. 500 m westlich der Kirche belegen, war der Raum in der Steinzeit, in der Bronzezeit und in der germanischen Zeit besiedelt. Der Ort Bechstete (so auf einer Urkunde aus dem Jahre 860) lag an einer Gabelung der Salzstraße (zwischen Gutendorf und Ollendorf über Niederzimmern) und einem Weg nach Erfurt, weshalb seit Mitte des 16. Jahrhunderts Bechstedt den Zusatz "via" oder „(an der) Straß“ in Unterscheidung zu Bechstedt-Wagd (Ilm-Kreis) erhielt. Eine weitere urkundliche Erwähnung findet sich 885 im Codex Diplomaticus Fuldensis. Danach übertrug Karl III. (Ostfrankenreich) der Abtei Fulda den Besitz seines Vasallen Heginward in „Bechstat“.

Die ersten Gehöfte gruppierten sich um einen Dorfplatz, an dessen oberen Rand schon vor 1000 eine Kirche errichtet wurde. Den ältesten urkundlichen Beleg dafür gibt es aus dem Jahre 918. Die Kirche wurde dem ersten thüringischen Bischof Bonifatius geweiht. Wie Fuldaer Urkunden belegen, hatte die Reichsabtei bedeutende Güter im Raum Bechstedtstraß.
Sowohl das Patrozinium Sankt Bonifatius als auch die Anlage der Pfarrkirche mit dem Chorturm im Osten weisen auf ein hohes Alter der Kirche hin. Manche Forscher   

meinen, sie gehöre zu den alten Wehrkirchen Thüringens. Turm und Kirchsaal in ihrer heutigen Gestalt sind gotischen Ursprungs (14. Jahrhundert). Im Chorraum sind mittelalterliche Wand- bzw. Sakramentsnischen zu sehen und im Altar (Mensa) sind die mittelalterlichen Weihekreuze und der Reliquienschrein erhalten. Es sind außerdem drei Schnitzfiguren aus gotischen Altären erhalten, die vom mittelalterlichen Reichtum des Dorfes zeugen.

Das Dorf gehörte vom Mittelalter bis 1815 zur Stadt Erfurt, danach gehörte Bechstedtstraß zum Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach (Amt Vieselbach). Im 16. Jahrhundert war Bechstedtstraß eines der bedeutenden  Waiddörfer Erfurts. Daran erinnern Waidsteine auf dem Dorfanger und das alte Tor des Meierhofes (Zur Salzstraße 18, ehemals Im Dorfe 18).
1830 und um 1850 gab es verheerende Brände im Dorf. In dieser Zeit reisten mehrere Familien nach Amerika aus. 1884 wurde der Kirchhof als Friedhof geschlossen. Bestattungen finden seit 1880 auf dem Friedhof unterhalb des Angers statt.

Sehenswürdigkeiten des Dorfes

Neben der St.Bonifatius-Kirche hat Bechstedtstraß noch weitere interessante Orte zu bieten, die durchaus sehenswert sind. Natürlich gehen wir mit unserer Internet-Präsenz besonders stark auf unsere Kirche und den Kirchgarten ein (siehe Digitaler Rundgang), doch möchten wir im Folgenden auch die anderen historischen Plätze erwähnen... 

Die Bockwindmühle

Die Bockwindmühle wurde 1620 erstmals urkundlich erwähnt und 1834 nach einem Brand neu aufgebaut. Sie steht etwas außerhalb des Ortes zwischen Bechstedtstraß und Isseroda auf einer leichten Erhöhung oberhalb des Dorfes. In den Jahren 2000–2001 wurde sie restauriert und ist wieder windgängig sowie voll funktionstüchtig. 

Die Mühle ist in privatem Besitz und wird liebevoll gepflegt. Zum Deutschen Mühlentag, der jährlich am Pfingstmontag begangen wird, öffnet die Familie ihre Mühle für Besucher und gibt auch auf Anfrage Führungen.


Der Ehrenfriedhof

Am nördlichen Ortsausgang, der zur B7 führt, liegt neben dem Friedhof ein Ehrenfriedhof für mehr als 70 sowjetische Kriegsgefangene. Sie wurden Opfer der harten Lebensbedingungen oder Misshandlungen bei der Zwangsarbeit am Autobahnbau, die unweit im Süden von Bechstedtstraß entlang führt.

Portal der ehemaligen Meierei

Zur Salzstraße 18, ehemals Im Dorfe 18

Gehöft des ehemaligen Pfarrhauses

Leider ist das eigentliche Pfarrhaus heute nicht mehr ganz so schön anzusehen. Restauriert und gut erhalten ist hingegen das Nebengelass, der Hof und der Garten des ehemaligen Pfarrgrundstücks. 
Das Wirtschaftsgebäude ist ein Fachwerkbau mit Laubengang. Hier war einige Jahre lang das Thüringer Orgelmuseum untergebracht, das in den 2000er Jahren allerdings schließen musste. Die drei Orgelpfeifen des Auslegers, straßenseits am Laubengang angebracht, zeugen heute noch davon. Das alte Pfarrgehöft befindet sich Zur Salzstraße 20, ehemals Im Dorfe 20, gegenüber der Kirche.

Wohnhaus 

Dieser wunderschöne, gepflegte historische Fachwerk- und Backsteinbau bildet durch mehrere Nebengelasse einen Dreiseiten-Hof. Vor dem Haus- und Hof-Eingang ist ein keramisches Brunnen-Ensemble installiert, der im Rahmen eines Symposiums in den 2000er Jahren entstanden ist.
Das Wohnhaus und der Brunnen befinden sich gegenüber der Dorfschänke in der Nähe des Angers Zur Salzstraße 48, ehemals Im Dorfe 48.

Originale Waidmühlsteine auf dem Anger

Die beiden Mühlsteine auf dem Dorfanger am nördlichen Ortsein- bzw. -ausgang zeugen von einem gewissen Wohlstand, den der Waidanbau und dessen Verarbeitung zum blauen Farbstoff, dem Indigo, im Mittelalter und in der frühen Neuzeit brachte.
Hier auf dem Anger erinnern die Steine an diese Geschichte des Dorfes. Sie Rahmen den Wiesenplatz ein, wo heute die Dorffeste stattfinden.